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Johannes Krause

Prof. Dr. rer. nat. Johannes Krause

Dienstag, 25 Juni 2019 um 18:00
Alte Aula der Ruprecht-Karls-Universität, Grabengasse 1, Heidelberg

Mit freundlicher Unterstützung der Manfred Lautenschläger Stiftung

Prof. Dr. rer. nat. Johannes Krause, Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Leipzig

Die Reise unserer Gene: Die genetische Geschichte unserer Vorfahren

Abstract

Genetische Forschung erlebte im vergangenen Jahrzehnt eine wahre Revolution. Mit der Entwicklung hochmoderner DNA-Sequenziertechnologien ist es im Laufe von nur wenigen Jahren möglich geworden die Effizienz genomischer Untersuchungen um einen Faktor von 100 Millionen zu vervielfachen. Wir befinden uns daher in einem wahren „Sequenzier-Zeitalter“, in welchem bereits jetzt hunderttausende Genome von Menschen aus der ganzen Welt entschlüsselt worden sind – und täglich tausende hinzukommen. Die Archäogentik erlaubt es diese Technologien auch auf unsere Vorfharen zu übertragen. So wurden in den letzten Jahren die Genome von tausenden Skeletten aus der ganzen Welt genetisch untersucht. Mit diesen Analysen sollen Antworten auf die großen Fragen der Menschheitsgeschichte gefunden werden: Woher kommt der Mensch und wie hat er sich entwickelt? Welche Rolle spielt die Umwelt in dieser Entwicklung, und was sind die besonderen Anpassungsleistungen unserer Spezies? Wie sahen die Menschen vor tausenden von Jahren aus? Welche Rolle spielen unsere Gene im Wechselspiel mit Krankheitserreger und deren Verbreitung? Welche genetisch bedingten Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen menschlichen Populationen? In diesem Vortrag wird das Potential solcher Studien am Beispiel Europas dargestellt. 

Biografie

Johannes Krause (Jahrgang 1980) ist gebürtiger Thüringer. Er promovierte 2008 im Fach Genetik an der Universität Leipzig. Anschließend arbeitete er am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, bevor er 2010 eine Juniorprofessur am Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Tübingen übernahm, 2013 wurde er dort auf den weltweit einzigen Lehrstuhl für Archäo- und Paläogenetik berufen. 2014 nahm Johannes Krause den Ruf als Gründungsdirektor ans Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena an, wo er die Abteilung Archäogenetik leitet. Seit 2015 ist er auch Honorarprofessor für Archäo- und Paläogenetik an der Universität Tübingen.

Im Mittelpunkt der Forschung von Johannes Krause steht die Analyse von alter bis sehr alter DNA mit Hilfe der DNA-Sequenzierung. Zu seinen Forschungsgebieten zählen neben anderem Krankheitserreger aus historischen Epidemien sowie die menschliche Evolution. Er wirkte unter anderem an der Entschlüsselung des Erbguts des Neandertalers mit, wobei ihm der Nachweis gelang, dass Neandertaler und der moderne Mensch dasselbe Sprachgen (FOXP2) teilen. Im Jahr 2010 gelang ihm erstmalig der Nachweis einer neuen Menschenform, dem Denisova Menschen anhand von genetischen Daten aus einem sibirischen Fossil. In seiner Arbeit zur Evolution historischer Infektionskrankheiten konnte er nachweisen, dass die meisten heutigen Pesterreger auf den mittelalterlichen Schwarzen Tod zurückzuführen sind.

Johannes Krause ist Kollegiat der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und wurde mit dem AAAS Newcomb Cleveland Prize ausgezeichnet. Er ist korrespondierendes Mitglied des Center for Academic Research & Training in Anthropogeny (CARTA) und des Deutschen Archäologischen Instituts.