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Direktor Jürgen Knoblich

Prof. Dr. Jürgen Knoblich

Montag, 22. Mai 2017 um 18:00 Uhr
Print Media Academy, Kurfürsten-Anlage 52-60, Heidelberg

Mit freundlicher Unterstützung der Manfred Lautenschläger Stiftung

Prof. Dr. Jürgen Knoblich, Institut für Molekulare Biotechnologie, Wien

Menschliche Gehirne aus dem Labor – Fortschritte und Grenzen der modernen Stammzellforschung

Abstract

Moderne Methoden der Stammzellforschung haben ein enormes Potenzial für die Erforschung und Therapie menschlicher Krankheiten.

Gleichzeitig lösen die enormen Möglichkeiten der Rekonstruktion und Veränderung menschlichen Lebens berechtigte Befürchtungen aus und Rufe nach der Beschränkung und Regulierung der Biowissenschaften werden laut. In diesem Vortrag werden die modernen Möglichkeiten der Stammzellforschung umrissen. Was versteht man unter dem Begriff Stammzelle? Warum sind Stammzellen so vielversprechend? Und wo sollen die Grenzen für diese Methodik gesetzt werden? 

Insbesondere wird der Vortragende, Prof. Dr. Jürgen Knoblich, auf die Forschung mit sogenannten Organoiden eingehen. Seinem Labor ist es 2013 gelungen aus menschlichen Stammzellen eine Gewebekultur herzustellen, die dem menschlichen Gehirn auf überraschende Weise ähnelt. Sowohl die dreidimensionale Struktur als auch die Zusammensetzung aus verschiedenen Typen von Nervenzellen und deren aktive Kommunikation werden in dem Modell sehr präzise nachgebildet. Nachdem diese Kulturen im Prinzip aus den Zellen von jedem Patienten hergestellt werden können, haben sie enormes Potenzial für die Erforschung von Krankheiten, die Erprobung von Medikamenten und die Einsparung von Tierversuchen.

Die Arbeiten von Prof. Dr. Knoblich sind Teil eines neuen Forschungsfeldes in dem mit Hilfe sogenannter Organoide menschliche Organe und Gewebe im Labor hergestellt werden. Mittlerweile ist das bereits für Darm, Magen, Bauchspeicheldrüse, Auge und verschiedene Teile des Gehirns gelungen, so dass diese neue Methodik bereits für die Erprobung von Medikamenten eingesetzt werden kann. Der Vortrag wird einen Einblick in dieses faszinierende neue Forschungsgebiet geben. Er wird sein Potenzial ausloten, den Stand der Forschung beleuchten aber auch auf die damit - und mit der Stammzellforschung generell - verbundenen ethischen Problematiken eingehen.

Biografie

Jürgen Knoblich, geboren 1963 in Memmingen, arbeitet seit 2004 als Senior Scientist am IMBA und wurde Anfang 2005 zum stellvertretenden wissenschaftlichen Leiter ernannt. Nach seinem Studium der Biochemie an der Universität Tübingen und Molekularbiologie am University College London ging Jürgen Knoblich zunächst an das Max-Plack-Institut für Entwicklungsbiologie und wechselte 1990 an das Friedrich-Miescher-Labor der Max-Planck-Gesellschaft. Von 1994 bis 1997 war er als EMBO- und Howard Hughes Medical Institute Post-Doc-Fellow an der University of California San Francisco im Labor von Lily und Yuh Nung Jan tätig. Im September 1997 kehrte er als Gruppenleiter an das Institut für Molekulare Pathologie (IMP) nach Europa zurück. Seine Arbeiten wurden 2009 mit dem Wittgenstein Preis, 2010 und 2016 mit einem ERC Senior Grant und 2012 mit dem Erwin‐Schrödinger Preis der OeAW ausgezeichnet. Er ist Mitglied der European Molecular Biology Organization, der Academia Europaea und der österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Jürgen Knoblichs Labor beschäftigt sich mit der Biologie von neuronalen Stammzellen. Insbesondere interessiert sich die Gruppe dafür, wie aus diesen einfachen Stammzellen ein so komplexes Gebilde wie ein Gehirn entstehen kann.