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Werner Franke

31. Oktober 2005

Mit freundlicher Unterstützung der Manfred Lautenschläger Stiftung

Professor Werner Franke

Abteilung für Zellbiologie, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg

Missbrauch der Wissenschaft: Doping im Sport

Eine wegen ihrer Peinlichkeit meist vermiedene Frage in Naturwissenschaft und Medizin ist die nach dem Grund des Schweigens der fachlich betroffenen Wissenschaftler zu menschenverletzenden Anwendungen wissenschaftlicher Erkenntnisse und medizinischer Methoden zum besonderen Ruhm und Nutzen der Nation oder anderer sogenannter höherer Interessen. Dieses Phänomen der Mittäterschaft durch heimliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit oder durch 'öffentliches Schweigen' wird am Beispiel eines der größten, weltweiten pharmakologischen Experimente unter scheinbar paradoxen Bedingungen geschildert, dem systematischen geheimen Doping im öffentlichen Sport, einer des nationalen Erfolgs wegen staatlich tolerierten, vielfachsogar geförderten erheblichen Kriminalität (Einstufung laut Bundesgerichtshof-Urteil vom 9.2.2000), bei der u.a. auch Körperschäden – in der Regel ohne adäquate Aufklärung – in Kauf genommen werden. Dieses System wird sowohl in seinen staatlichen Formen vor allem anhand erhaltener geheimer Dissertationen und Dokumente der DDR, aber auch der BRD als auch an Beispielen privatwirtschaftlich organisierter Netzwerke dargestellt, tagesaktuelle Beispiele eingeschlossen, wobei konkrete Rollen bestimmter Politiker, Ärzte, Wissenschaftler und Firmen besonders behandelt werden.